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Martin Müller Baumschulen. Die Leidenschaft für Obstbäume ist erblich

ApfelbaumApfelbaum

Das Veredeln von Obstbäumen ist die Domäne der Baumschule Müller in Quakenbrück. Doch Veredeln – was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff? Baumschul-Chef Martin Müller, seines Zeichens Baumschulist und studierter Gartenbauer, erklärt es uns: „Das ist praktisch ein Klonen. Das heißt, Sie nehmen einen Teil einer Pflanze und setzen ihn auf eine andere Pflanze.“ So funktioniert die sortenreine Vermehrung: Ein Edelreis, das ist ein Ast einer bestimmten Obstsorte (Teil eins), wird auf eine passende Veredelungsunterlage (Teil zwei) okuliert. Das Wort Veredelungsunterlage steht für den Wurzelstock, auf dem der neue Baum gedeiht. Müller bezieht die Unterlagen für seine Baumschule von Kolleg*innen, die sich auf die Kultur dieser Pflanzenteile spezialisiert haben. Profis unterscheiden zwischen den sogenannten Sämlingsunterlagen, also aus Kernen gezogenen Unterlagen, und Unterlagen aus generativer Vermehrung.

Gut zu wissen: Apfelbäume gedeihen ausschließlich auf Apfelunterlagen, Kirschbäume auf Kirschenunterlage und Pflaumenbäume auf Pflaumenunterlage. Auf Pflaumenunterlagen werden aber auch die nahen Verwandten veredelt, wie etwa Mirabelle, Reneklode, Pfirsich, Nektarine oder Aprikose. Birnenbäume lassen sich auf Birnen- oder Quittenunterlagen ziehen. Fällt die Wahl auf die Birnenunterlage, kann der veredelte Baum bis zum Halb- oder Hochstamm gezogen werden. Wird die Quittenunterlage gewählt, wächst ein klein(er) bleibender Buschbaum. Über die Wuchsform des Baumes hinaus beeinflusst die Unterlage viele weitere Faktoren, darunter Anpassung an den Boden – ob das Gewächs besser mit trockenen Böden zurechtkommt oder einen feuchten Standort bevorzugt –, Resistenz gegen Schädlinge oder beispielsweise die Qualität und Ausfärbung der Früchte.

Ihre Edelreiser wiederum erhält die Baumschule Müller aus sogenannten Reisermuttergärten. Dort stehen die Mutterbäume, welche die zur Vermehrung benötigten Reiser liefern. Diese Bäume werden im Sinne der Sortenerhaltung besonders gehegt, gepflegt und regelmäßig auf Pflanzengesundheit und Schädlinge untersucht. Von den zahlreichen Reisermuttergärten in Deutschland sind heute nur noch wenige erhalten. Eine Tatsache, die die Baumschule durchaus vor Herausforderungen stellt, denn erstens bedeutet dies zunehmend Einschränkungen bei der Sortenauswahl, und zweitens ist in manchen Jahren schlicht nicht alles verfügbar. So haben Hagel- und Unwetterschäden auch schon dazu geführt, dass keine Pflaumenreiser zu bekommen waren.
Auf den genauen Zeitplan kommt es an. Im Frühjahr werden in der Baumschule die Unterlagen ausgepflanzt. Die Veredelung, also das Einsetzen des Edelreises in die Rinde der Unterlage, erfolgt in den Sommermonaten. Die Veredelungsstelle sitzt etwa 20 Zentimeter über der Erde. Um ein Austrocknen zu verhindern, wird sie extra verbunden, und dann heißt es warten. Erst im darauffolgenden Winter, etwa im Januar, Februar, wird die Unterlage genau über dem eingesetzten Ast abgeschnitten. Mit dem Frühjahrsaustrieb, der in der Regel im Mai beginnt, wächst der neue Baum in die Höhe und bildet im Laufe der Zeit einen oder mehrere Triebe. Wenn es erneut Winter wird, erfolgt der Anschnitt, wie es in der Fachsprache heißt. Mit dem Anschneiden kann der Baumschulist die Wuchshöhe eines Baumes bestimmen. Ein Beispiel: Die Kronenäste eingerechnet, kommen Buschbäume in der Regel auf etwa 80 Zentimeter. In dieser Höhe wird die Klinge angesetzt, sodass Stamm und Kronenäste sich im passenden Verhältnis zueinander entwickeln können. Dafür muss es dann aber erst einmal wieder Frühling werden. „Jede Pflanze ist ein Einzelstück“, betont Martin Müller. Etwa zweieinhalb Jahre vergehen, bis ein Obstbaum seine Obhut verlässt. Bei den Duobäumen, die er für Manufactum kultiviert, sind es sogar drei Jahre, denn bei diesen Bäumen wird in die zuerst gezogene Krone der einen Sorte noch eine weitere Sorte hinein veredelt.

Müller bringt es auf den Punkt: „Bei uns findet die Digitalisierung hauptsächlich im Büro und im Versandablauf statt, aber nicht in der Produktion. Das ist nach wie vor Handarbeit.“ Großen Wert legt er dabei auf eine nützlingschonende Arbeitsweise. Pflanzenschutzmittel sind ökologisch und werden in seiner Baumschule wenn überhaupt nur vorbeugend eingesetzt, etwa um die Verbreitung von Pilzerkrankungen wie Mehltau zu verhindern.

Die Leidenschaft für Obstbäume ist erblich. „Mein Vater ist Gärtnermeister, mein Großvater war Gärtnermeister, mein Urgroßvater war Gärtnermeister. Die Baumschule in heutigen Form wurde 1969 gegründet“, berichtet der Chef. Seit mehr als 25 Jahren stammen sämtliche Obstgehölze und zudem manche Ziersträucher im umfangreichen Pflanzensortiment von Manufactum aus der niedersächsischen Traditionsgärtnerei. Somit zählt der Betrieb zu unseren ältesten Lieferanten. Mit dem Versenden ihrer Pflanzen starteten die Müllers, lange bevor es die ersten Onlineshops gab. Das ist schließlich der beste Weg, weiß der Fachmann: direkt aus der Baumschule in die Gärten der Kund*innen. Denn: „Jeder zusätzliche Transport schwächt die Pflanze ja.“ Um den Verpackungsaufwand so gering wie möglich zu halten, lässt Martin Müller seine Gehölze ausschließlich in Kartons verpacken. Im Topf kultivierte Pflanzen werden indes mit einer Hülle aus kompostierbarem Material versehen: eine Vorgehensweise, die Plastikmüll einspart und es der Baumschule ermöglicht, Pflanztöpfe mehrfach zu verwenden.

Alle Obstgehölze der Martin Müller Baumschulen im Überblick